Landwirt spendete wohl für die 250 Jahre alte Schiltberger Kirche

Wer ist der Mann ohne Bart?

SCHILTBERG – Die Schiltberger Pfarrkirche St. Maria Magdalena (Kreis Aichach-Friedberg) wurde vor 250 Jahren fertiggestellt und geweiht. Die prächtige ehemalige Deutschordenspfarrkirche an der Oberen Ortstraße steht samt Friedhof auf dem Kirchbergl, wie der Volksmund den Hügel früher nannte. 

Der Kreisheimatpfleger Michael Schmidberger lud beim ersten bayerischen „Heimaterlebnistag“ zu Führungen durch die Kirche ein. Knapp 40 Interessenten kamen, um sie näher kennenzulernen. „Als Kaiser hat Ludwig der Bayer dem Deutschen Ritterorden in Blumental die Kirche hier in Schiltberg geschenkt“, sagte Schmidberger. Die Schenkung erfolgte im Jahr 1339. Der Sitz des Großmeisters des Deutschen Ordens war Marienburg in Ostpreußen. 

Durch Bodenfunde wisse man, dass es in Schiltberg mindestens zwei Vorläuferkirchen gegeben habe, eine davon aus der Zeit der Romanik (circa 1050 bis 1250) und eine aus der Gotik (etwa 1250 bis 1500), erläuterte der Kreisheimatpfleger. „1772 wurde begonnen, die ganz ruinöse Kirche völlig neu herzustellen und zu erweitern, wobei der Turm der alten beibehalten wurde. Die Kosten betrugen 3789 Gulden.“

Erbauer der Barockkirche war der Deutsche Orden mit dem Komtur Freiherr von Eptingen. Der Baumeister ist nicht bekannt. Das Schiltberger Wahrzeichen wurde 1773 geweiht, obwohl es noch nicht eingerichtet war. „Das Jahr 1773 ist zwei Mal in diesem Kirchengebäude dokumentiert“, sagte der Kreisheimatpfleger. Er erläuterte das Chorfresko sowie das Langhausfresko aus dem Jahr 1773, dessen Mittelpunkt die Kirchenpatronin Maria Magdalena ist. Freskant war Johann Georg Dieffenbrunner (1718 bis 1785). 

Im Fresko des Chores sind alle dargestellten Männer langhaarig oder vollbärtig, nur ein einziger weicht davon ab. „Warum drängt sich dieser kurzgeschorene Mensch da hinein?“, fragte Schmidberger. Nach seiner Theorie handelt es sich um einen Schiltberger Landwirt, der sehr viel für den Kirchenbau gespendet hatte. 

Der Schrobenhausener Altarbauer Johann Anton Wiest (1717 bis 1797) fertigte 1782 die Altäre und die Kanzel im späten Rokokostil. Erwähnenswert ist auch der Kreuzweg, der keine 14, sondern 15 Stationen hat. 1797 wurde er vom Schrobenhausener Maler Joseph Wohlmuth geschaffen. Gespendet hat ihn Leonhard Wieland aus Höfarten. 

Die Orgel wurde am 12. Oktober 1919 geweiht. Sie wurde von der Firma Schönle aus München zum Preis von 8000 Mark geliefert. Die Glocken wurden 1725 erstmals erwähnt. Während der beiden Weltkriege mussten die Schiltberger diese bis auf jeweils eine Glocke abliefern. Baubeginn des Pfarrhofs war 1752. In den Jahren 1976/77 wurde er zugunsten eines Neubaus abgerissen.

Xaver Ostermayr

11.06.2023 - Bistum Augsburg